Klagemauer: Wowi versteht seine Kritiker

„Wowereit versteht seine Kritiker“ – diese Meldung ist dem Tagesspiegel einen Artikel auf der Titelseite wert. Wow, was für eine Nachricht. Der liebe Herr Wowereit versteht so ziemlich alles und jeden, seine Befürworter ebenso wie seine Kritiker und sowieso alle, die mit seiner Politik nicht einverstanden sind (und das werden immer mehr…). Ja verstehen tut er sie alle, denn Verständnis hat Mister „Ich-kann-nix-dafür-ich saß-ja-nur-im-Aufsichtsrat“ für so ziemlich alles und jeden. Bloß das mit dem Handeln, das ist dann immer so eine Sache…Was hat all dies mit dem Tagesspiegel zu tun? Nun gut, eigentlich geht es in dem Artikel um die aktuellen Entwicklungen auf dem Möchtegern-Flughafen Berlin-Brandenburg. Und da gibt es einiges zu berichten: Wowi plant bereits den Bau eines neuen Terminals, weil man plötzlich festgestellt hat, dass der Flughafen bereits kurz nach der Eröffnung seine Kapazitätsgrenze erreichen wird, ohne jedoch ein Finanzierungskonzept zu haben (ist ja schließlich nicht so wichtig). Außerdem läuft es bei den Bauarbeiten gerade nicht so rund, nicht einmal ein Ein-Schicht-Betrieb ist derzeit vorhanden. Aber all diese interessanten Neuigkeiten verfrachtet man im Tagesspiegel in den hinteren Teil der Artikelfortsetzung auf der Berlin-Seite…Hauptsache die – journalistisch irrelevante – Nachricht, dass der liebe Herr Wowereit so großes Verständnis für seine Kritiker hat ist groß auf der Titelseite! Eine bessere PR kann man sich als angeschlagener Bürgermeister eigentlich gar nicht wünschen…

Da loben wir uns doch die Deutsche Bahn. Die hat ihren Faltblättchen zum Reiseverlauf in ICs und ICEs ein kleines Zusatzblatt beigefügt, in dem auf den Wegfall des Zughaltes am Flughafen Berlin Brandenburg verwiesen wird, da „der Eröffnungstermin des Flughafens Berlin Brandenburg kurzfristig und auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.“ Wer sich mit Verspätungen so gut auskennt wie die Deutsche Bahn, der weiß halt, dass die Sache mit dem 17. März 2013 ungefähr so realistisch ist wie die Ansage, der Zug hätte nur fünf bis zehn Minuten Verspätung….

geschrieben für Druckfunk TV im Juli 2012