Klagemauer: Affengeil

Justin Biebers Affe wird Deutscher. Jawohl! Weil der liebe Justin es bislang nicht für nötig gehalten hat, sich beim Zoll zu melden, geht „Mally“ jetzt in deutschen Staatsbesitz über. Eine grandiose Bereicherung für die Bundesrepublik Deutschland – und für die dazugehörige Medienlandschaft sowieso. Der taz, sonst eher weniger bekannt für patriotische Artikel, war diese Sensationsnachricht am Dienstag eine Meldung auf der zweiten Seite („Der Tag“) wert. Ironie ist bei der taz ja nichts ungewöhnliches, nur eben selten auf der zweiten Seite und nicht in einer Meldung, die vollkommen ernsthaft und nüchtern den Vorfall beschreibt. Kein Wunder, stammt sie doch von der französischen Nachrichtenagentur afp. Nur ist sie eben von irgendeinem taz-Redakteur aus unerklärlichen Gründen ins Blatt gehievt worden. Und so erfährt der geneigte taz-Leser dann, dass sich bisher niemand von Biebers Management um eine Rückgabe des Tieres bemüht hat, das er vor zwei Monaten bei einer Konzerttournee nach Deutschland gebracht hat. Nur mangels gültiger Papiere wurde der Affe noch am Flughafen vom Zoll einkassiert und in dessen Obhut genommen.

Das alles mag ja gut und richtig sein, aber es ist in etwa so relevant wie die Einkaufsliste meiner Nachbarin. Trotzdem wird die Affen-Einbürgerung in der taz thematisiert und prominent platziert. Ein trauriger Befund für deutsche Zeitungen – und für den Affen. Denn erst Justin Bieber und dann den deutschen Zoll als Herrchen zu haben ist fast schon ein tragisches Schicksal. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Für die die taz ganz sicher ihre Titelseite freiräumen wird…

geschrieben für Druckfunk TV im Mai 2013